„Mama, DAS will ich ausleihen!“, verkündet das kleine große Kind und hält mir ein Buch mit dem Titel „Die Rückkehr der Killerkatze“ unter die Nase. „Äh, wo hast du das denn gefunden?“, frage ich, ob des Titels leicht verwirrt. „Na da“, sagt das kleine große Kind und zeigt auf das Regal mit den Büchern für Leseanfänger. „Bist du sicher?“ Ob da wohl jemand was falsch einsortiert hat? „Klar, guck doch, da sind noch mehr.“ Tatsächlich. Zwei weitere Killerkatzenbücher. Jetzt schaue ich mir das Buch genauer an. Anne Fine und Axel Scheffler. Axel Scheffler? Ja, das ist der mit dem Grüffelo. Und Anne Fine ist eine mehrfach ausgezeichnete britische Kinderbuchautorin. Aus ihrer Feder stammt unter anderem Mrs. Doubtfire. Die meisten meiner Altersklasse werden sich wohl vor allem an den auf dem Roman basierenden Film erinnern. So wandern alle drei vorhandenen Killerkatzenbücher auf unseren Ausleihstapel. Und was soll ich sagen? Beim Lesen war nicht nur mein Lieblingskatzenfan begeistert. (Das kleine große Kind liebt Katzen, seit es das erste Mal eine zu Gesicht bekommen hat. Es geht das Gerücht, dass es nur so zügig laufen gelernt hat, um jeder Katze hinterherrennen zu können.)
Ein Lichtblick im Einheitsbrei der Erstlesebücher
Mein Zweitklässler kann zwar schon ganz hervorragend allein lesen, aber das abendliche Vorlesen lasse ich mir trotzdem nicht nehmen – welche Ausrede hätte ich auch sonst, um weiter Kinderbücher zu konsumieren? (Braucht man dafür eine Ausrede?) Meistens lesen wir uns dabei gegenseitig vor. Erst der Zweitklässler ein bisschen, dann ich den Rest des Kapitels. Dabei habe ich festgestellt, dass die meisten Bücher für Leseanfänger wirklich – wie sage ich es möglichst nett? – stinklangweilig, glattgebügelt und moralinsauer sind. Und meistens geht es um Fußball, Pferde oder Piraten. Das „Tagebuch einer Killerkatze“ ist anders, ebenso wie die weiteren Bände der Killerkatzenreihe. Ich habe beim Lesen lange nicht mehr so viel gelacht.
Die Killerkatze heißt eigentlich Kuschel und hat den großartigsten schwarzen Humor und ein unschlagbares Selbstbewusstsein. Mit trockenem Witz berichtet uns Kuschel von ihrem Alltag. Tote Mäuse, widerauferstandene Kaninchen und andere Missverständnisse spielen die Hauptrolle. Und natürlich Kuschels Katzenfreunde und die Menschen, von denen sie sich regelmäßig in ihrer Katzenartigkeit verkannt fühlt. Kuschel ist Pragmatikerin durch und durch. Die emotionalen Höhen und Tiefen, in die ihre Menschenfamilie nach ihren Aktionen regelmäßig verfällt, kann sie beim besten Willen nicht nachvollziehen. Dieser Gegensatz zwischen Katzenlogik und Menschenverstand führt zur schönsten Situationskomik und wird stets mit einem Augenzwinkern erzählt.
Anne Fine versteht es dabei meisterhaft, die Stimme der Katze einzufangen. Kuschels schnoddrige Kommentare treffen den Nerv – mal bissig, mal entwaffnend ehrlich.
Ein besonderer Bonus sind die Illustrationen von Axel Scheffler in der Neuauflage der Buchreihe. Seine Zeichnungen sind gewohnt einzigartig und fangen Kuschels Eigenwilligkeit perfekt ein.
Mit der größeren Schrift, kurzen Kapiteln und dem feinen Humor eignet sich die Killerkatzen-Reihe wunderbar zum Selbstlesen für Kinder – oder eben zum gemeinsamen Vorlesen, denn dieses Werk sollte man sich auch im fortgeschrittenen Alter nicht entgehen lassen. Ein Kinderbuch, das nicht nur leise schnurrt und an der Oberfläche kratzt, sondern lange im Gedächtnis bleibt.
Die „Killerkatze“-Reihe von Anne Fine besteht aus sechs Bänden:
- Band 1: Tagebuch einer Killerkatze
- Band 2: Die Rückkehr der Killerkatze
- Band 3: Die Killerkatze haut ab
- Band 4: Die Killerkatze hat immer recht
- Band 5: Die Geburtstagsparty der Killerkatze
- Band 6: Das Weihnachten der Killerkatze


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