Ein bisschen Feenstaub für deinen Alltag

Mord ist mein Hobby

Drei Lieblingskrimis

Wenn mich jemand nach meinem Guilty Pleasure fragen würde, müsste ich wohl mit „Mord und Totschlag“ antworten. Ich verbringe einen nicht unerheblichen Teil meiner Freizeit damit. Aber keine Angst. Kriminelle Aktivitäten liebe ich ausschließlich in der Form spannender Erzählungen. Ich habe eine ausgeprägte Schwäche für Kriminalliteratur, für den Sonntagabend-Tatort und True-Crime-Podcasts. Ich liebe düstere skandinavische Krimis und englische Kriminalgeschichten mit einem Humor so dunkel wie die Seele eines Serienkillers. Schon morgens, wenn ich meinen ersten Kaffee trinke, lausche ich Sherlock Holmes Hörspielen. Wenn ich mit dem Wischmopp durch das Haus fege, höre ich True Crime Podcasts, ebenso, wenn ich dem Krümel beim Einschlafen Gesellschaft leiste. Dann natürlich mit Kopfhörern. Während das kleine Kind friedlich einschlummert und sich am sichersten Ort der Welt wähnt, befinde ich mich direkt daneben in der Welt des Verbrechens. Manchmal wundere ich mich dabei über mich selbst, denn ich gehöre im echten Leben zu den Menschen, die im wahrsten Sinne des Wortes keiner Fliege etwas zu leide tun.

Und damit bin ich nicht allein. Es gibt unzählige Krimiliebhaber und glücklicherweise viel weniger Menschen, die brutale Verbrechen begehen. Tatsächlich lehnen die meisten Menschen Gewalt ab und im wirklichen Leben bevorzugen wir Sicherheit und Harmonie. Dennoch faszinieren uns grausame Verbrechen und die Geschichten der Verbrecher, die dahinterstecken. Wir haben Lust an der Angst, erleben einen „Thrill“, wenn wir von brutalen Serienmördern, Mordlust und „Verbrechen aus Leidenschaft“ lesen oder hören. Unser in der Steinzeit hängengebliebenes Angstsystem sorgt dafür, dass wir uns gruseln und fürchten, obwohl uns eigentlich klar ist, dass uns selbst beim Lesen oder Hören nichts geschehen kann – selbst dann, wenn klar ist, dass eine Kriminalgeschichte nicht einmal einen realen Ursprung hat, sondern lediglich der Fantasie eines Autors oder Regisseurs entsprang. Dennoch werden Hormone ausgeschüttet, die uns in Angst und Schrecken versetzen. Doch in Stress- oder Angstsituationen setzt unser Gehirn auch Endorphine frei, die uns euphorisieren. Und das wiederrum sorgt für ein echtes Hochgefühl.

Für Menschen in einer realen bedrohlichen Situation ist das wichtig, denn die Endorphinausschüttung kann im Fall der Fälle dafür sorgen, dass wir eben nicht vor Angst wie gelähmt sind, sondern dass wir uns wehren, weiterkämpfen, anstatt aufzugeben. Zudem hätte sich ohne Angstlust und Risikofreude, die Menschheit vielleicht nicht auf die Weise weiterentwickelt, wie sie es getan hat. Wir hätten uns vielleicht niemals getraut, uns das Feuer zu Nutze zu machen anstatt es zu meiden. „Ohne Nervenkitzel kein Erfolg“, wie es Prof. Dr. Borwin Bandelow, Psychiater und Präsident der Gesellschaft für Angstforschung, ausdrückt.

Es sind also letztendlich die zu erwartenden Endorphine, die daran Schuld sind, dass für so viele Menschen der Krimigenuss auf der heimischen Couch eine Verlockung darstellt. Wir verurteilen brutale Verbrechen in der realen Welt auf das Schärfste, doch währenddessen wird unser Gehirn von möglichst realistischen Schilderungen und dem Wissen, dass ein beschriebenes Verbrechen tatsächlich stattgefunden hat nur noch beflügelt. Je stärker das Angstsystem angesprochen wird, umso größer ist eben auch die Endorphinausschüttung. Damit weiß ich nun endlich, wie ich meine aktuelle Vorliebe für True Crime Podcasts erklären kann.

Dabei darf jedoch nicht unterschlagen werden, dass ein gewisses Potential, ein Hang zur Ausübung von Gewalt in jedem von uns schlummert. Doch glücklicherweise gibt es nicht zuletzt die soziale Angst als Kontergewicht. Wird diese – aus welchen Gründen auch immer – geringer, wächst die Gefahr, dass wir selbst gewalttätig werden. Ich hoffe jedoch sehr, dass weiterhin die allerwenigstens Krimifans ihrer Leidenschaft für spannende Kriminalgeschichten aus Gründen der Inspiration nachgehen.

Nun, jedenfalls, für alle, die wie ich Verbrechen allerhöchstens von der Couch aus genießen, habe ich an dieser Stelle drei Tipps für schaurig schöne Herbstabende.

Der wenig bekannte: „Der Fall Arbogast“ von Thomas Hettche. Nur Hans Arbogast weiß, was wirklich geschah, damals an jenem Spätsommerabend im Jahr 1953, als die junge Anhalterin Marie Gurth in seinen Wagen stieg. Und so sieht sich nicht zuletzt der Leser mit der Frage konfrontiert: Schuldig oder unschuldig? Freispruch oder Zuchthaus für den »Lustmörder«? Dieser Roman ist eher wenig bekannt. Zu Unrecht, wie ich finde. Denn dem Autor gelingt es auf einmalige Weise ein Stück deutscher Nachkriegsgeschichte in eine spannende Story zu weben.  

Der Serientäter: Die Joe O’Loughlin Reihe von Michael Robotham. In dieser Krimireihe steht der Psychotherapeut Joe O’Loughlin im Fokus, der immer einmal wieder der Polizei – insbesondere dem bärbeißigen Inspektor Ruiz – bei der Lösung von Verbrechen zur Seite steht. Spannende Fälle mit interessanten Charakteren: eine perfekte Kombination. Allerdings wurden mir im Laufe der Reihe die privaten Schicksalsschläge und die persönliche Involviertheit des Psychologen O’Loughlins ein bisschen zu viel des Guten – oder besser gesagt, des Bösen.

Ein Fall für Hollywood: „Fünf Winter“ von James Kestrel. 1941 untersucht Detective Joe McGrady in Honolulu einen brutalen Doppelmord. Die Spur führt nach Hong Kong. Doch dort gerät McGrady im wahrsten Sinne des Wortes zwischen die Fronten und verliert sich in den Kriegswirren. Es wird fünf Winter dauern, bis er nach Honolulu zurückkehren und den Fall aufklären kann. Stephen King adelte den Roman mit seinem Urteil „Eine höllisch gute Geschichte ‚Fünf Winter hat mich umgehauen‘“. Und ich selbst kann mir bereits lebhaft die Verfilmung dieses Krimis im ganz großen Hollywood-Stil vorstellen.

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2 Antworten zu „Mord ist mein Hobby”.

  1. Avatar von Dirk
    Dirk

    Der Fall Arbogast werde ich einmal versuchen. Grüße!

  2. Avatar von Catharina Gross
    Catharina Gross

    Wie immer schön, Sonntags zum Frühstück deinen Block zu lesen.

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